Folge 102: Neuropsychologie – was ist das eigentlich?

Frau Sokoll-Potratz, Diplom-Psychologin aus Quakenbrück, beschäftigt sich stationär und ambulant mit Patienten, die von einer neuropsychologischen Störung betroffen sind. Solche fasst sie unter verschiedenen kognitiven Auffälligkeiten zusammen: „Menschen haben Probleme mit Aufmerksamkeit, Konzentration, auch Merkfähigkeit ist häufig ein ganz großes Problem, oder so Dinge wie den Tagesablauf zu planen“. Daneben können sich Sprachstörungen oder ein eingeschränktes Wahrnehmungsfeld zeigen, insbesondere hinsichtlich der Aufmerksamkeit im rechten und linken Bereich – „wenn Menschen nur eine Seite von einem Geschirrspüler ausräumen, das sind auch Symptome, die auftreten können“.

Mögliche Ursachen

Zu den häufigen Ursachen einer neuropsychologischen Störung zählen Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, Tumorerkrankungen, Demenz, Parkinson, Multiple Sklerose oder Epilepsie. Hier können Teile des Gehirns beeinträchtigt sein, die sich in den obigen Auffälligkeiten äußern. Meistens sind die neuropsychologischen Probleme aufgrund eines Unfalls oder einer Erkrankung im Laufe des Lebens erworben, sie können den Menschen aber auch seit der Geburt begleiten.

Die Diagnostik

Das Feststellen einer neuropsychologischen Problematik gestaltet sich häufig schwierig. Ärzte bekommen eine solche nicht immer mit. Die Betroffenen leiden zwar unter Auffälligkeiten, haben aber Probleme, sie zu definieren: „Weil ja gerade das Organ betroffen ist, das normalerweise mitkriegt, wo die Probleme sind. Das heißt, viele können selbst gar nicht wahrnehmen, in welchen Bereichen sie Probleme haben, oder sie merken, irgendwas ist anders, können es aber nicht ausdrücken“, weiß Frau Sokoll-Potratz.

Am Arbeitsplatz werden Probleme gelegentlich noch einige Zeit gut überspielt, schildert sie, und auch bei einem Arztbesuch können die Betroffenen in vielen Fällen kurzfristig eine Fassade aufrechterhalten. Die Diplom-Psychologin rät Ärzten daher, das Gespräch mit den Angehörigen zu suchen. Diese haben die Möglichkeit, den Betroffenen über einen längeren Zeitraum im Alltag zu beobachten: „Dann bröckelt die Fassade schnell, wenn man merkt, die Dinge laufen nicht so, wie sie sollen“. Die Informationen der Angehörigen nennt Frau Sokoll-Potratz daher das wichtigste Instrument.

Werden Auffälligkeiten festgestellt, verweisen Ärzte für eine eindeutige Diagnose an die Diplom-Psychologin, die neben der Tätigkeit in ihrer eigenen Praxis in Reha-Zentren und anderen relevanten Einrichtungen sowie auf Hausbesuchen unterwegs ist. Daneben kommen Patienten nach einem Krankenhausaufenthalt über die Empfehlung der dortigen Kollegen für eine weiterführende Behandlung zu Frau Sokoll-Potratz. Andere verweisende Stellen sind Berufsgenossenschaften oder Reha-Dienstleister, die den Verdacht einer neuropsychologischen Störung hegen. Selbstverständlich können Menschen sich auch selbst an die Expertin wenden, zum Beispiel, wenn sie unter einer gestörten Merkfähigkeit leiden und eine demenzielle Erkrankung befürchten

Therapieansätze

Das Fachgebiet der Neuropsychologie setzt sich aus „Neuro“, also die Nerven betreffend, und der Psychologie zusammen, die die Lehre über die Wahrnehmung und das Verhalten zusammenfasst, erklärt die Expertin. Die geeigneten Therapieansätze variieren daher einerseits mit der Art der neuropsychologischen Störung und andererseits mit der Auswirkung in Wahrnehmung und Verhalten des Betroffenen. Zunächst ist einzugrenzen, in welchen Bereichen es Probleme gibt, wie lange diese schon bestehen und welche Ursache zugrunde liegt.

Die therapeutischen Ansätze reichen „vom direkten kognitiven Training, was eben in den Bereichen Aufmerksamkeit und Konzentration häufig der Fall ist, bis dahin, dass man sagen muss, wir sind in einer Phase, wo man lernen muss, mit den vorhandenen Problemen umzugehen“, erklärt Frau Sokoll-Potratz. Letzteres bedeutet, Möglichkeiten zu finden, Dinge je nach Problematik anders zu lösen, um den Alltag bewältigen zu können. Der Patient soll also die bestmögliche Hilfe erhalten.

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