Folge 183: Narbenbehandlung nach Unfall

In der aktuellen Podcastfolge von „Auf geht’s-der Reha-Podcast!“ spricht Jörg Dommershausen mit Stefan Wollborn über die effektive Narbenbehandlung. Stefan Wolborn erklärt, wie Narbenbildung funktioniert: Jeder Mensch hat kleinere Narben, die ihn wenig beeinträchtigen. Es gibt, sagt Stefan Wollborn, zwei Narbentypen: hypertrophe Narben, die sehr häufig auftreten und Keloide. Schwierig wird es erst bei großflächigeren Narben in Folge von Verletzungen, Verbrennungen oder OP‘s. In solchen Fällen wird in der Wundbehandlung meist mit Hauttransplantaten gearbeitet, die jedoch ohne Narbenbehandlung nicht immer bestmöglich verheilen. Mit den richtigen Methoden kann das verhindert werden, jedoch braucht es die richtige Expertise.

Stefan Wollborn ist deutschlandweit einer der wenigen Experten für Narbenbehandlung und kann auf über 25 Jahre Erfahrung in seinem Fachgebiet zurückgreifen. Er ist unter anderem auch als erster Vorsitzender des Deutschen Bundesverbandes für Narbentherapie tätig sowie als Initiator und Mitbegründer des „Netzwerkes für Narbentherapie“. Ziel dieser Arbeit ist immer, die bestmögliche Patientenversorgung zu gewährleisten. Im Vordergrund steht deshalb der Austausch unter den Behandlern. Denn Wollborn betont, dass oftmals mehrere Behandler eines Patienten beteiligt sind, ohne Kenntnisse in der Narbentherapie zu besitzen, sodass die Maßnahmen des Narbentherapeuten häufig fehlschlagen. Hauptsächlich handelt es sich bei diesen Maßnahmen um die Kompressionstherapie. Nicht zu verwechseln mit gewöhnlichen Kompressionen, soll sie nicht nur kosmetische Veränderungen der betroffenen Hautstelle verhindern, sondern auch eine bestmögliche Beweglichkeit erhalten.

Die maßangefertigte Kompressionskleidung übt einen leichten Druck auf den entsprechenden Bereich aus. Im Vergleich zur orthopädischen Kompressionskleidung ist der Druck jedoch deutlich geringer, weist also eine höhere Elastizität auf. Dabei wird einerseits mit der Kompression gearbeitet, welche einen verfrühten Narbenzug verhindern und damit die Flexibilität erhalten soll. Andererseits arbeitet Stefan Wollborn mit Silikonkissen, um das Narbengewebe möglichst weich zu halten. Durch diese Therapie wird überschießendes Narbengewebe verhindert, sodass der Patient weniger Probleme mit Juckreiz und nach Abschluss der Behandlung verbesserte Funktionalität und Beweglichkeit hat.

Außerdem kann auch ein ästhetischeres Narbenbild erzielt werden, was gerade bei Narben im Gesicht eine Rolle spielt. Der Patient muss dafür die Kompressionskleidung 23 von 24 Stunden am Tag tragen. Sie wird so angefertigt, dass der Druck gleichmäßig ist und die Kleidung angenehm zu tragen. Stefan Wollborn beschreibt: „Das Prinzip ist immer dasselbe: Leichte Kompression, 23 Stunden am Tag, auch nachts, ganz wichtig, weil alle anderen sagen ja immer „nicht nachts“. Aber die Narbe schläft ja nicht.“  In der Regel bekommt derjenige dafür zwei Sets der Kompressionskleidung, damit ein Wechsel möglich ist. Doch der Patient sollte jedoch beachten, dass Salben entweder gar nicht oder nur sehr dünn aufgetragen werden dürfen, um das Material nicht zu zerstören. Insgesamt dauert es dann zwischen 1-2 Jahren, bis die Narbenheilung vollständig abgeschlossen ist.

Weitere Informationen erhalten Sie auch auf der Webseite von Stefan Wollborn.