Folge 175: Persönlicher Erfolg nach Schädel-Hirn-Trauma

Heute geht es um Daniel, einen Menschen, der selbst von einem Schädelhirntrauma betroffen ist. Sein Unfall im Jahr 2015 bedeute für ihn erst einmal das Ende seines bisherigen Alltags. Richtig bewusst wurde ihm das am Schluss seiner Reha. So merkte er bald, dass er persönlich mehr Zeit für viele Dinge brauchte, als ihm die Welt außerhalb der Klinik zugestand. „Ich brauche für viele Sachen einfach viel, viel mehr Zeit, die mir in der Reha auch gegeben wird.“ Als er die Klinik öfter verlassen durfte, stellte er fest, dass er sich in seinen neuen Alltag erst hineinfinden muss. Seine anterograde Amnesie (Gedächtnisverlust) erschwerte ihm die Situation zusätzlich. „Ich kann mir seit dem Unfall einfach nichts mehr Neues abspeichern.“ Mit der Zeit hat er gelernt, mit seinen Einschränkungen umzugehen. Um auch anderen zu helfen, gründete Daniel 2016 seine erste Selbsthilfegruppe, aus der heute sein Verein entstanden ist.

Durch seine eigenen Erfahrungen als Betroffenen eines Schädelhirntraumas hat Daniel festgestellt, wie wichtig Unterstützung für Erkrankte und deren Angehörige sein kann. Er selbst musste seinen Weg am Ende der Reha erst finden. Denn die Welt um ihn herum schien für ihn nicht mehr so aufgebaut zu sein, als dass er sich darin hätte gut zurechtfinden können. „Dieser strukturelle Ablauf, der ist für mich draußen gar nicht mehr gegeben.“ So fand er unter anderem geeignete Hilfsmittel im Umgang mit seiner anterograden Amnesie. Während er zuerst noch alle neuen Informationen in ein Tagebuch aus Papier schrieb, ist er inzwischen zu einer digitalen Version übergegangen, welche er immer bei sich tragen kann.

Um den Austausch unter Betroffenen zu fördern, gründete er 2016 gemeinsam mit einer andren Betroffenen die erste Selbsthilfegruppe. Inzwischen gibt es mehrere davon, welche in seinem Verein zusammengeschlossen sind. Hier finden betroffene Menschen Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Reha- oder Behandlungsmöglichkeiten. Auch für Angehörige gibt es solche Gruppen. Schließlich sind sie oft diejenigen, die sich nach einem Unfall um die Versorgung und geeignete Therapien für den betroffenen Menschen kümmern müssen.

Daniel selbst ist heute für die Leitung und Organisation der Selbsthilfegruppen innerhalb des Vereins zuständig. Die Gruppen gibt es inzwischen an verschiedenen Standorten, unter anderem auch in Bremen-Nord und Köln. Der Kontakt dorthin kam über Daniels Engagement in den sozialen Netzwerken zum Thema Schädelhirntrauma zustande.

Denn viele Menschen haben anfangs ein Problem, persönlich mit anderen über ihre Erkrankung zu sprechen. „Übers Internet, wo man anonym ist, ist es gerade zu Anfang leichter, sich auszutauschen.“Im Internet lernte Daniel so eine Person kennen, die daran interessiert war, ein Selbsthilfeangebotfür Menschen mit Schädelhirntrauma in Köln aufzubauen. Auch diese Gruppe ist heute Teil des Vereins. Allgemein ist es Daniel wichtig, mit dem Verein Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Denn oft wird ein Schädelhirntrauma erst spät oder gar nicht diagnostiziert, die Probleme der Betroffenen werden nicht anerkannt oder relativiert.

Durch die Sensibilisierung der Gesellschaft soll sich das ändern. Obwohl sich Daniels Leben durch seinen Unfall sehr stark verändert hat, kann er auch viel Positives darüber sagen. Seine Geschichte brachte ihm viele neue Erfahrungen und Kontakte. Betroffenen und Angehörigen rät er niemals aufzugeben und in Kontakt mit anderen zu treten.

Hier geht es zur Seite des Vereins Leben mit Schädel-Hirn-Trauma e. V.